Seit zwei Monaten rätseln Wissenschaftler über die Herkunft eines zigarrenförmigen Asteroiden. Jetzt soll der interstellare Besucher auch nach Hinweisen auf intelligentes Leben untersucht werden.
Wie lange der ungewöhnliche Brocken aus dem All schon unterwegs ist, lässt sich schwer sagen. Mehrere hundert Millionen Jahre dürften es schon sein, schätzen Forscher. Denn das zigarrenförmige Objekt stammt höchstwahrscheinlich aus einer Region jenseits unseres Sonnensystems.
Forscher hatten den Brocken Mitte Oktober durch ein Hochleistungsteleskop auf Hawaii ertappt , da war er gerade in ziemlich großem Abstand an der Erde vorbei geschossen. Sie tauften ihn auf den Namen „1/I ‘Oumuamua“. Das ist Hawaiianisch und bedeutet so viel wie „Botschafter aus einer fernen Vergangenheit“. Die vorangestellte Nummerierung bedeutet, dass es sich um die erste interstellare Entdeckung ihrer Art handelt – eine Sensation.
Sowohl die ungewöhnliche Form als auch die untypische Flugbahn des interstellaren Objekts ließen die Forscher stutzig werden. Zwar geht die Mehrheit davon aus, dass es natürlichen Ursprungs ist. Trotzdem will sich jetzt auch das berühmte SETI-Projekt näher mit dem interstellaren Besucher beschäftigen. SETI lauscht seit 1960 ins All, auf der Suche nach Funksignalen, die auf die Existenz von außerirdischen Zivilisationen hindeuten könnten.
Die Grafik zeigt die ungewöhnliche Laufbahn des interstellaren Asteroiden ‘Oumuamua. Dieser betrat unser Sonnensystem in einem steilen Winkel auf der Höhe der Laufbahn des Merkurs, wurde von der Schwerkraft der Sonne erfasst und umgelenkt. Dabei hat er an Geschwindigkeit zugelegt - er wurde quasi aus der Umlaufbahn der Sonne herauskatapultiert - und verlässt unser Sonnensystem voraussichtlich bald wieder. (Quelle: Hersteller/ESO/K. Meech et al.)
Bisher hatten die Radioteleskope keine derartigen Signale von ‘Oumuamua empfangen. Am morgigen Mittwoch will das von dem russischen Milliardär Juri Milner mitfinanzierte Forschungsprojekt „ Breakthrough Initiatives “ aber die leistungsfähigste SETI-Antenne auf den Gesteinsbrocken ansetzen. Sollte es sich bei dem Asteroiden doch um eine Alien-Sonde handeln, die Funksprüche an ein Mutterschiff aussendet, könnte man diese abfangen.
Mit dem Radioteleskop des Green-Bank-Observatoriums in West Virginia könne man sogar ein Signal von der Stärke eines Mobilfunkgeräts von dem Asteroiden empfangen, sagte Milner dem Scientific American . Die Antenne soll am Mittwoch für zehn Stunden auf ‘Oumuamua gerichtet werden und den Asteroiden von allen Seiten belauschen, während dieser sich um seine eigene Achse dreht.
Der russische Milliardär bezweifelt zwar, dass es tatsächlich etwas zu hören gibt. Die einmalige Gelegenheit, ein interstellares Objekt genauer zu untersuchen, will er sich trotzdem nicht entgehen lassen.
Forscher wollen auf Asteroiden-Jagd gehen
Milner ist damit nicht allein. Das „ Projekt Lyra “ etwa will den Asteroiden mit einer Forschungssonde jagen. Proben von dem Asteroiden könnten schließlich wichtige Hinweise über die Beschaffenheit fremder Sonnensysteme liefern.
Bisher scheint das Vorhaben aber ein Ding der Unmöglichkeit . Denn anders als andere Himmelskörper vor ihm, kreist ‘Oumuamua nicht in einer Ellipse um die Sonne, sondern schlug einen Haken um sie. Von ihrer Schwerkraft beschleunigt lässt er sich jetzt wieder aus dem Sonnensystem herauskatapultieren.
Die Flugbahn des Asteroiden in einem Video
Ihn auf seiner Reise einzuholen, wird eine Herausforderung. Sogar die Voyager 1 , die schnellste Raumsonde, die die Erde je verließ, ist mit 61.200 Stundenkilometern nicht einmal halb so schnell unterwegs wie der Asteroid.
Aktuell schießt ‘Oumuamua mit einer Geschwindigkeit von 38 Kilometern pro Sekunde – also mehr als 138.000 Stundenkilometern – auf die Umlaufbahn des Saturn zu. Diese wird der Asteroid voraussichtlich im Mai 2018 hinter sich lassen und sich weiter dem Rand unseres Sonnensystems nähern.
Zum Vergleich: Die NASA-Sonde Juno brauchte fünf Jahre, um den Planeten Jupiter zu erreichen. Und bis Rosetta den Kometen 67P eingeholt hatte und landen konnte, vergingen zehn Jahre.
Was wir bisher über den Asteroiden wissen
Schon heute ist der Asteroid viel zu weit von den Teleskopen der Erde entfernt, um ein Foto zu machen. Auf den Teleskop-Aufnahmen ist nur ein verschwommener Lichtpunkt zu erkennen. Trotzdem wissen wir bereits, dass er etwa 400 Meter lang ist.
In periodischen Abständen leuchtet der Gesteinsbrocken rötlich. Daraus schließen die Beobachter, dass der Gesteinsbrocken um seine Halbachse rotiert und zu Teilen aus Metall besteht. Woher der Asteroid kommt und wie seine ungewöhnliche Form entstanden ist, bleibt bisher ein Rätsel.